Als halbphilippinische Autorin in Deutschland
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Als halb-philippinische Autorin in Deutschland

Es gibt Autor*innen, die gar nichts über ihre Herkunft verraten möchten. Die auf ihre Werke verweisen und außer ihrer Kaffeesucht und dem Traum am Meer leben zu wollen, ihre Person nicht weiter beleuchten.

Bei mir ist es nicht so, denn meine Herkunft und meine persönlichen Erfahrungen spiegeln sich in meinen Geschichten wider. Meine Geschichten sind auch immer ein Teil von mir.

Ich bin das Kind einer philippinischen Mutter und eines deutschen Vaters. Als junge Frau auf Identitätssuche oft nach Büchern von philippinischen Autor*innen und halb-philippinischen Autor*innen gesucht. Das war ziemlich schwierig. Auf Deutsch habe ich damals so gut wie nichts gefunden. Darum habe ich vor allem englischsprachige Bücher von philippinischen Autor*innen gelesen. In meinem damaligen Lieblingsgenre, den Liebesromanen, suchte ich jedoch vergeblich. Und so las ich weiter Liebesromane über Protagonist*innen, mit denen ich mich nicht identifizieren konnte.

Kennst du das Gefühl? Wenn nicht, bist du wahrscheinlich weiß und hetero. Auch marginalisierte Personen möchten sich in Geschichten wiederfinden. Repräsentation ist wichtig.

Die ersten Schreibversuche

Ich wollte mit Protagonist*innen mitfiebern, die mir äußerlich ähneln und die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die zwischen zwei oder mehreren Kulturen stehen. Also fing ich an, selbst zu schreiben. Voller Begeisterung setzte ich mich an meinen ersten Roman, der im Nachhinein eine moderne Version von „Undine“ und etwas Fanfiction zu Twilight beinhaltete. Zudem waren die Hauptfiguren beide weiß. Moment mal, wollte ich nicht eigentlich diverse Literatur schreiben? Und muss eine Frau heutzutage überhaupt noch gerettet werden? Tja, mein Debütwerk landete in einer Schublade. Mittlerweile denke ich mit einem Lächeln an meine ersten, zaghaften Schreibversuche, aber ich konnte auch viel aus meinem Erstlingswerk lernen. Und zwar besaß ich, die sich mit voller Elan auf alle neuen Projekte stürzte und sie dann nach spätestens zwei Wochen wieder langweilig fand, die Ausdauer und Disziplin, ein Buch zu schreiben. Ausgerechnet ich, Miss Tausendsassa. Als ich das Wörtchen „Ende“ unter mein Manuskript schrieb – das Gefühl war überwältigend! Als hätte ich den Mount Everest bestiegen. Danach begann ich „Rising Bahia“ zu schrieben, ein Urban Fantasy-Buch über Capoeira, welches ich mir als passionierte Capoeirista immer gewünscht hatte. Voller Elan begann ich mich bei Agenturen und Verlagen zu bewerben, doch ich bekam Absagen mit der Begründung, dass brasilianische Urban Fantasy keine breite Leserschaft anspräche. Aber die in dem Manuskript beschriebene kulturelle Diversität sei ziemlich toll. Das knickte mich etwas, dachte ich doch, dies sei mein bisher kommerziellstes Werk.

Mo Schneyder, eine halb-philippinische Autorin

Mo Schneyder - halb-philippinische Autorin in Deutschland

Irgendwann machte ich mich frei davon, den Ansprüchen anderer entsprechen zu müssen. Ich schrieb ein Buch, welches ich selbst gerne lesen wollte, ohne Rücksicht darauf, ob es nun kommerziell war oder nicht. Die Idee zu „Torn into Pieces“ war geboren.

Geschichten von verlassenen Herrenhäusern, in denen es spukt, gibt es viele, doch wie viele gibt es, in denen ein philippinisches Hausmädchen die Hauptrolle spielt? Na eben. Vielleicht war es etwas gewagt, eine klassische Gothic Novel mit philippinischer Mythologie zu kombinieren, doch ich bin auch heute noch absolut von dieser Geschichte überzeugt. Vielleicht, weil ich sie ohne jeglichen Druck geschrieben habe. Umso mehr erfüllt es mich mit Freude, dass „Torn into Pieces“ auch von der philippinischen Community in Deutschland positiv aufgenommen wurde, wie z.B. von der Diasporagruppe Halo-Halo.

Hast du „Torn into Pieces“ schon gelesen? Falls ja, wie fandest du die Geschichte und über welche Geschichten würdest du dich freuen?? Hast du weitere Literaturempfehlungen?

Schau auch gerne bei meinem Instagramaccount Mo.Schneyder vorbei, unter meinen Highlights findest du Tipps zu Büchern von philippinischen Autor*innen.

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