
Rezension „Die Farbe von Milch“ von Nell Leyshon
Vielleicht erinnert ihr euch daran, Anfang des Jahres hatte ich mir eine Liste erstellt mit 19 Büchern, die ich unbedingt in 2019 lesen möchte. Was ist daraus geworden? Ehrlich gesagt, mir läuft die Zeit davon! Kaum versieht man sich ist es bereits April. Zumindest ein weiteres Buch meiner Liste habe ich schon gelesen, nämlich „Die Farbe von Milch“ von Nell Leyshon.
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Die Farbe von Milch
Ein merkwürdiger Titel für ein Buch, oder? Die Hauptfigur Mary hat Haare in der Farbe von Milch. Ich stelle mir darunter ein ziemliches helles Weißblond vor.
Das Buch ist aus ihrer Perspektive geschrieben und handelt von ihrem Leben als Bauernmädchen im 19.Jahrhundert. Ihr Leben ist hart, ziemlich eintönig, ohne Raum für Träume. Jeder Tag verläuft gleich. Ein karges Frühstück, danach hinaus aufs Feld, arbeiten bis zum Umfallen. Warum sollte man auch Maschinen anschaffen, wenn man menschliche Hilfe umsonst bekommen kann? Marys Vater versucht sämtliche Flausen aus dem fröhlichen Mädchen herauszuprügeln, doch sie verliert nie ihren Lebensmut und ihre gute Laune. Dann verlangt ihr Vater, dass Mary als Dienstmädchen dem Pfarrer im Ort arbeitet, denn seine Frau ist krank und sie benötigen jemanden, der sie betreut. Von einem Tag auf den nächsten ändert sich Marys Leben und zunächst sträubt sie sich gegen das neue Leben im vornehmen Haus des Pfarrers.
Ungewöhnlich, aber authentisch geschrieben
Zunächst habe ich mich sehr über den Schreibstil den Buchs gewundert. Einfache Worte, keinerlei Rücksicht auf Zeichensetzung. Kommata sucht man hier vergeblich. Erst im Laufe des Buchs versteht man, dass Mary erst als junge Frau gelernt hat zu schreiben und noch nicht routiniert schreibt. Niemals ist sie zur Schule gegangen oder durfte Bildung genießen. Dinge, die für uns selbstverständlich sind. Sie ist keine meisterliche Autorin, sondern bringt einfach ihren inneren Dialog zu Papier. Auch wenn sie viele schreckliche Dinge beschreibt, ist ihre Erzählweise nie wertend, sondern immer hoffnungsfroh. In ihr wohnt ein intelligenter, schöpferischer Geist, der leider nie ausgebildet wird. Sie ist wie ein ungeschliffener Diamant, der zu einfachen Aufgaben ohne geistige Leistung gezwungen wird.
Eine verdammt starke Frau
Egal was passiert, Mary lässt sich nicht unterkriegen. Sie weigert sich schlichtweg sich gebrochen zu werden. Ihr Geist und ihr Körper sind stark. Auch wenn sie selbst nur wenige liebevolle Momente in ihrem Leben genossen hat. Für ihren Vater sind die Töchter nur zweitklassige Arbeiter, die den ganzen Tag das Feld bestellen sollen und leider die Arbeit nicht so schnell und gut verrichten können wie ein Mann. Liebe ist hier fehl am Platz.
Mein Fazit
Mich hat die Geschichte ziemlich mitgerissen. Mary habe ich für ihre Fähigkeit, stets im Moment zu leben und nicht nachtragend zu sein, bewundert. Angesichts ihres harten und entbehrungsreichen Lebens ist das ziemlich erstaunlich. Davon könnte sich so manch einer eine Scheibe abschneiden! Wie oft ärgern wir uns über Vergangenes und lassen unsere Stimmung von kleinen Ärgernissen beeinflussen. Dabei jammern wir oft auf ziemlich hohem Niveau, oder? Das wundervolle Buch zeigt einmal mehr, wie wichtig Dankbarkeit ist und die Tatsache, dass es nie zu spät ist, um etwas Neues zu lernen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!
„Die Farbe von Milch“ von Nell Leyshon
Erschienen September 2017
Eisele Verlag
208 Seiten
ISBN: 978-3961610006
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Bildrechte: Eisele Verlag


2 Comments
Zeilentänzerin
Ich habe „Die Farbe von Milch“ vor ca. anderthalb Jahren gelesen und das Buch sehr geliebt!
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